RYDE

Der Felgenhersteller RYDE genießt hohes Ansehen in der internationalen Fahrradindustrie.Der führende Felgenhersteller ist weltweit tätig, aber der Firmensitz befindet sich in Boxmeer, wo auch Forschung und Entwicklung für die Gruppe durchgeführt werden.

 Über Van Schothorst und Rigida reicht die Geschichte des heutigen Unternehmens RYDE International etwa 100 Jahre zurück. Das Unternehmen begann als Schmiede und Radhersteller in Barneveld in der Nähe von Boxmeer, wo RYDE noch immer seinen Firmensitz hat. Im Laufe der Zeit konzentrierte sich das Unternehmen zunehmend auf die Fertigung von Radfelgen, worauf der Betrieb seit den 50iger Jahren spezialisiert ist. „Als die Aluminiumfelgen aufkamen, beschlossen die damaligen Firmeneigner von Van Schothorst, weltweit eine Reihe von Unternehmen aufzukaufen, darunter auch die französische Firma Rigida. Neben der Übernahme von Betrieben, darunter Weinmann Metal Products, richteten sich die internationalen Ambitionen auch darauf, weltweit Produktionsbetriebe zu gründen, unter anderem in Großbritannien, Italien, Belgien, Malaysia, Mexiko und in den USA. In unseren Spitzenjahren wurden gut 20 Millionen Felgen jährlich produziert, aber aufgrund von Veränderungen des Marktes und durch eine Reihe von Fehlentscheidungen gerieten verschiedene Unternehmen der Rigida Group auch in Schwierigkeiten“, erzählt Jan Willem ten Dam, der im Juli 2002 zur Rigida Group gestoßen war.

 

Rigida wird RYDE

Als Ten Dam beim ehemaligen Unternehmen Rigida begann, das gewaltig Federn gelassen hatte, wartete eine große Herausforderung auf ihn. Diese bestand in erster Linie in der Reorganisation und einer aktiven Marktpolitik mit dem Ziel, der Rigida Group wieder auf die Beine zu helfen. Eine Reihe von ausländischen Unternehmensteilen wurden verkauft oder geschlossen, und einige Betriebe gingen in Konkurs. Die getroffenen Maßnahmen zeigten Wirkung, denn das heutige verschlankte Unternehmen hat sich wieder eine gute Marktstellung erobert. Um eine zeitgemäße junge und dynamische Ausstrahlung zu schaffen, wurde der Name Rigida im Jahr 2010 in RYDE umbenannt. „Wir erwarten, dass die Marke RYDE eine noch bessere Ausstrahlung schafft, als wir dies mit Rigida bereits erreicht hatten. Natürlich beschreiten wir nach wie vor den bewährten erfolgreichen Weg und bewahren das Wissen und die Erfahrungen, die in der Rigida-Ära gesammelt wurden. Diese ergänzen wir mit dem Elan und dem Wissen von heute und morgen”, erläutert Ten Dam. Die übergeordnete Holding RYDE International hat ihren Sitz nach wie vor in Boxmeer. Unter dem Dach dieser Holding befinden sich RYDE BV (Niederlande), Rigida (Malaysia), RYDE Hungary (Ungarn) und Bike Parts Hong Kong (Hongkong). Zum letztgenannten (Export-)Unternehmen gehören auch zwei Produktionsstandorte von Weinmann Metal Products in China. Die ungarische Niederlassung ist ein Sonderfall, und zwar deshalb, weil diese ihren Geschäftssitz in der ungarischen Produktionsniederlassung der Accell Group hat. „Die Tatsache, dass wir auf dem Betriebsgelände von Accell produzieren, bedeutet, dass wir Accell zu lokalen Kosten und ohne Verpackungs- und Transportkosten beliefern können, was für beide Seiten interessant ist. Übrigens produzieren wir in Ungarn nicht ausschließlich für Accell, sondern auch für andere Kunden. Diese Zusammenarbeit gefällt uns so gut, dass wir dort unsere Kapazität im Laufe des Jahres 2012 wahrscheinlich erweitern werden“, berichtet Ten Dam.

 

Originalität beibehalten

Die neueste Nachricht von RYDE lautet, dass das Unternehmen kürzlich einen belgischen Eigentümer bekommen hat. Das Unternehmen wurde von der Famo NV übernommen, die in der Fahrradbranche durch Sapim vertreten ist. Mit der Übernahme von RYDE will die Famo NV ihre Aktivitäten im wachsenden Fahrradsegment erweitern. Sowohl RYDE als auch Sapim werden unabhängig voneinander auf dem Markt operieren und von eigenen Geschäftsleitungen geführt werden. „Wir fertigen keine Speichen, und Sapim fertigt keine Felgen. Aber es ist natürlich denkbar, dass wir beide unsere speziellen Kenntnisse über Speichen und Felgen auf eine bestimmte Art und Weise zusammenführen, um Produktverbesserungen zu erzielen. Trotz der Reorganisationen wird noch immer viel Forschungs- und Entwicklungsarbeit in die Produkte investiert. Ten Dam vertritt die Ansicht, dass jedes Jahr eine Innovation auf den Markt gebracht werden sollte. Das ist RYDE seinem Ruf schuldig. „Wir haben in jüngster Zeit eine Menge Neuheiten präsentiert. Einige Beispiele: Felgen mit CSS (Carbid Supersonic System), einer Carbidbeschichtung auf den Felgenseiten, wodurch die Felge bei allen Witterungsbedingungen bessere Bremsleistungen zeigt und kaum verschleißt. Oder die ANDRA-Felgen, bei der die Speichenlöcher in

einem angepassten Winkel angebracht werden, wodurch das Risiko eines Speichenbruchs erheblich verringert wird. Die Antares-Felge weist seitlich eine Rille für den nachleuchtenden Film von Lunasee (Leuchten im Dunkeln) auf. Diese Felge haben wir im vergangenen Jahr auf der FietsVAK vorgestellt. Und so wird es noch eine Reihe weiterer Entwicklungen geben, über die ich jetzt leider noch nicht sprechen kann”, erklärt Ten Dam. „Es ist wichtig, dass wir immer bestrebt sind, einen Beitrag zur Sicherheit der Radfahrer zu leisten und dadurch einer der größten Felgenhersteller im mittel- und hochpreisigen Segment bleiben. Wir sind natürlich ein bevorzugter Lieferant für die Erstmontage und haben unseren Sitz deshalb dort, wo die Industrie angesiedelt ist.” Ten Dam zufolge wird sich dies auch so bald nicht ändern. Im Gegenteil. „Früher wurden Räder durchaus noch repariert oder mit neuen Speichen versehen, aber das machen die Händler heute kaum noch. Es ist viel effizienter, das komplette Rad auszutauschen. Der Markt für einzelne Felgen ist stark rückläufig.“

Umzug

Geographisch betrachtet ist der niederländische Standort in Boxmeer ideal. Von dort aus sind die Kunden von RYDE in den Niederlanden, in Belgien und in Deutschland gut erreichbar. Dennoch will sich Ten Dam nicht darauf festlegen, dass die Firma ihren Sitz für alle Zeiten in Boxmeer beibehalten wird. „Vorläufig schon, denn der Mietvertrag wurde erst kürzlich für vier Jahre verlängert, aber wir beobachten natürlich genau, was in der Fahrradindustrie geschieht. Sollte die Industrie verstärkt aus Europa in die ehemaligen Ostblockländer umsiedeln, dann schließe ich nichts aus, dann können wir das im Prinzip auch tun. Wir halten uns alle Optionen offen“, erklärt Ten Dam.



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